NaNoWriMo 2020

 

Es ist schon wieder ein Jahr vergangen ;) Und wie jedes Jahr im November (schon das dritte Mal) stehe ich vor der Frage, welche Geschichte ich in diesem NaNoWriMo entwickeln kann. Jetzt wird es ein Krimi. Vermutlich werde ich damit endlich zwei weitere Freundinnen zum Mitlesen bewegen können nach deren O-Ton: Also wenn du mal einen Krimi schreibst, dann lese ich es auch ... Jetzt seid ihr dran :)

 

Aber wie fange ich an? Diesmal haben mir Snoopy mit seinem Lieblingsanfangssatz für erfolglose Geschichten und die daraus resultierende Blogparade von Ulrike Arabella auf die Sprünge geholfen. Und eine Situation am düsteren Fährhafen in Olbia, Sardinien.

Aber lest selbst ... und wenn alles klappt und ich nicht mitten im Oktober stocke, dann habe ich am 30.11. ganz viel Wortmasse zum Verfeinern ;)

Es war eine kalte und stürmische Nacht. Die Straßenlaternen warfen ihr flackerndes gelbliches Licht auf den Gehweg hinter dem Zaun. Genauso unruhig pumpte mein italienisches Herz das Blut durch die Venen. Ich atmete ziehend ein, zwängte mich wieder in den dunkelgrünen Panda und zog die Tür hinter mir zu. Intuitiv drückte ich den Knopf herunter. Santa Maria Madre de Dio! Ich lehnte den Kopf an die Stütze und schloss die Augen, um die fiktiven Bilder zu verdrängen, deren Abfolge ich mir bereits ausmalte. Dieser Plan gelang genauso wenig, wie ich das in mir hallende monotone Geräusch abstellen konnte. Dieser Camion, dieser Lastwagen war mir von der ersten Sekunde an suspekt erschienen. Die mattblaue Plane mit dem unleserlichen Schriftzug, die über den ramponierten Kofferaufbau gezurrt war. Die letzte HU, wie ich mit einem Blick feststellte, die zwei Jahrzehnten abgelaufen war. Aber wahrscheinlich war das Kennzeichen sowieso geklaut. Diese Gesamtkomposition mitsamt Fahrerhaus sah nicht mehr fahrtüchtig aus. Der Wagen würde nicht einmal mit einem diskret übergebenen Umschlag den TÜV-Stempel bekommen. Auch nicht in Italien. Ich zog die Augenbrauen nach oben und schüttelte vehement meine wie immer wirren braunen Haare.

 

Ich hatte die Zugmaschine samt dreiachsigem Auflieger fast umrundet und bemerkte, dass unter dem Fahrerhaus dunkle Flüssigkeit auf den Asphalt tropfte. Die schäbigen Gardinen des Lasters waren verschlossen. Bewegten sie sich ganz leicht? Erst auf der Beifahrerseite sah ich, dass die Tür einen Spalt geöffnet war! Ich trat einen Schritt zurück. Was war hier vorgegangen? Ich war kurz versucht, doch einen Fuß auf den Tritt zu stellen und mich am Griff hochzuziehen. Doch ein leise rauschendes Radio - und Wilfrieds Stimme im Ohr - hielten mich davon ab. Ich drehte mich um, presste mich mit dem Anorak an den Auflieger und lauschte dem Geräusch des Kühlaggregats. Das stank doch zum Himmel! Das Brummen hörte sich an wie ein makabres Lied, dessen Melodie mir überhaupt nicht gefiel.

 

Ich konnte mich selber ohrfeigen, dass ich auf meinem Weg von Garching ins Sauerland für eine Ruhepause ausgerechnet gerade diesen Autohof angesteuert hatte. Und wenn es denn schon sein musste, warum hatte ich es nicht mit einem Besuch in dem Bedienrestaurant bewenden lassen? Warum musste ich aus alter Gewohnheit und mit scharfem Blick zwischen den Lastkraftwagen hin- und herschleichen? Jetzt gab es kein Zurück. Ich nahm mein Handy zur Hand, scrollte in den alten Kontakten und ... ließ es wieder sinken.

 

Der verzehrte Burger lag pappig und schwer in meinem Magen. Die halbverdauten Zwiebelringe stiegen mir nach wie vor übel duftend in die Nase und ich merkte bereits jetzt, dass die Chilisauce auf dem besten Weg war, mir Sodbrennen zu bescheren. Merda. Es war wie immer.

 

 

 

P.S. Übrigens habe ich den 2020er NaNoWriMo bewältigt. Es ist eher ein SoftKrimi geworden, aber ich finde ihn im ersten Rohentwurf ganz prima ;)