Zeit der Eisblumen

 

Es ist die Zeit der Eisblumen. Blassgraue Feuchtigkeit hängt von innen auf den Scheiben. Der Kamin kämpft knisternd gegen die winterliche Kühle. Ich ziehe meinen wolligen, patinagrünen Pulli bis über die Fingerspitzen. Schlage meine Arme um den Oberkörper. Brrr. Immer noch umfangen von der Poesie der Stille im Winterwald stehe ich vor dem flackernden Feuer. Die Wärme erreicht nach und nach alle Gliedmaßen. Meine Rückseite kribbelt, als die durchgefrorenen Stellen pulsieren. 

Lebendig, ja. Lebendig fühle ich mich jetzt nach dem Spaziergang durch den heimischen Wald. Vorbei an gefrorenen Pfützen, die Risse wie Netze bildeten, nachdem sich mein kindlicher Fuß darauf verirrte. Vorbei an echten Spinnennetzen, die von weißen Glitzerkristallen überzogen waren. Vorbei an Gräsern und Ästen, die nur von der Nordseite her besetzt waren mit dem kalten Boten des Winters. Zart mutete die kalte Pracht an, die wie kleine Stacheln aus gefrorenem Wasser die Zweige hinaufwuchs. Sich hölzern im Wind wiegte. 

Ich will sie festhalten, diese Bilder, im Gedächtnis einfrieren. 

Ich bin ein Dichter der Erde stelle ich lachend fest, als ich gedanklich wieder ankomme vor meinem Kamin. Mein Blick wandert zum Fenster, hinaus in die kühle Stille, in die sich etwas hineinschiebt. Ein Bild aus Worten ...

 

Eisblumen

wachsen und tanzen

sprühen

vor winterlicher Energie

blühen im Frost.