Bürogewächse - Eine Hommage an wenig beachtete Individuen

 

hier: Mitwirkende Ute (leidet unter Tagträumen) und Ulla (mag fremde Kulturen)

 

 

Kreatives Schreiben mit Sabine Hinterberger und FOTOS aus dem Buch von Frederik Busch, German Business Plants

 

 

Vermerk:

1. Die Dämmerung schiebt sich zwischen den Lamellen des Sonnenschutzes hindurch. Ute schüttelt sich und atmet schwer aus, als sie ihre langgliedrigen Finger streckt. Ihre Haut fühlt sich trocken an. Sie schnappt nach frischer Luft, doch nur technisch abgestanden ist das, was sie umgibt. Als Büropflanze hat sie es wahrlich nicht einfach!

Ute – leidet unter Tagträumen               

 

Sie blickt zur Tür, als ein Geräusch ertönt. Das muss Monika sein. Meist ist sie die erste im Büro. Ute, die mal eine wunderschöne Palme gewesen ist, zittert vor Erregung. Luft! Luft! Die Anspannung wird immer größer, als ein kratzendes Geräusch am Schlüsselloch entsteht. Auf einmal geht die sprichwörtliche Sonne auf. Die Erwähnte steht mit Handtasche und Stockschirm in der geöffneten Tür. Ein, zwei Schritte, dann hat sie das Fenster erreicht. Drrring, drrring …

 

Ute jubiliert, reckt sich, öffnet alle Sinnesorgane, die sie zu bieten hat. Und hält inne. Warum dringt kein Sauerstoff herein, warum wird sie von Monika nur so gequält?

 

Ihre vermeintliche Rettung nimmt den Anruf entgegen. Ute läuft bereits gelb an. Braun wie stinkende Fäulnis wird es ihr vor den Pflanzenaugen. Nein! Nicht! Ich … brauche … Luft! Da – endlich – klemmt Monika den Hörer hinters Ohr und öffnet das Fenster.

Ja! Ja! Ute ist fast der Ohnmacht nahe. Aber die Erholung kommt gerade rechtzeitig. Als Büropflanze muss sie dankbar sein für die kleinste Dienstleistung.

 

Der neue Kollege kommt. Was hat er vor? Jetzt greift er sie und … nein, Ute kann sich nicht beklagen. Er hat sanfte Hände. Er meint es gut mit ihr und den anderen. Beinahe der erste in diesen Räumen. Nein, da würde sie Helmut Unrecht tun (ein schöner Mann 😉) Aber er hier, der ist noch anders. Er kommt von weit her, hoffentlich bleibt er ihnen lange erhalten …

 

Iiih, was wird das nass. Sie muss mich zuerst daran gewöhnen. Langsam, ganz langsam genießt sie das Bad in dem gefüllten Bottich. Ihre entwöhnten Wurzeln tanken so viel Flüssigkeit wie möglich. Ute blickt den Neuen neugierig an.

„Ich bin Yasser. Ich kümmer mich um euch! Ihr braucht ein wenig Pflege.“

Ach du meine Güte, er spricht sogar mit ihr. Jetzt wird alles gut. Aber warum geht er wieder weg? Sie schließt ihre Pflanzenaugen und träumt von fremden Gärten und neuen Freunden.

 

2. Auf einmal spüre sie etwas an ihrer Seite und ein frischer Wind weht. Sie lässt ihren Sehsinn ausgeschaltet und verlässt sich ganz auf ihr Gefühl …

Erst als lange Haare vom Wind bewegt über ihre blättrigen Finger streichen, linst sie vorsichtig zur Seite. Na, das ist, sorry, war ja mal eine Hübsche! Wie lange sie wohl schon unerkannt im Nachbarbüro steht? Sie sieht auch etwas mitgenommen aus. Aber jetzt haben sie Yasser.

Ulla – mag fremde Kulturen

 

 

 

„Ich bin Ulla!“, sagt Ulla kokett und streicht sich ihre langen Haare aus dem Gesicht. „Und ich mag fremde Kulturen.“

 

Hat sie gezwinkert oder scheint es Ute nur so? Auf jeden Fall merkt sie, wie ihre ChlorophyllProduktion in vollem Gange ist …

 

 

3. Monika und Yasser z. K. 😉

 

 

Iserlohn, 25.04.2020